Bei einem verheerenden Hochwasser wurde eine Christusstatue angeschwemmt, die bei der heilsamen Quelle liegen blieb. Nach diesem „Wunder" ließ der damalige Müller an dieser Stelle eine Kapelle errichten. Nach einigen Recherchen sind wir auf einen Reisebericht aus dem Jahre 1922 gestoßen, den wir Ihnen hier in gekürzter Form präsentieren wollen:
Nächst Braunau am Inn liegt der kleine aber liebliche Ort Tal, im Volksmund Herrgotttal genannt. Die ganze Ortschaft besteht eigentlich nur aus Mühlen, so ist dort eine Getreide-, Papier- und Lohmühle. Eine kleine von schönen Linden umgebene Kapelle ziert den Eingang der Ortschaft. Nicht ohne Grund heißt es das Herrgotttal, denn es scheint als ob wirklich unser Herrgott besonders auf dieses Tal sein Vaterauge gerichtet hätte. Rings um ziehen sich saftige, blumenreiche Wiesen und schöne Getreidefelder hin. Wenigstens 20 kleine Quellen entspringen dem üppigen Boden der Talmulde und mitten durch den Ort fließt die breite, schöne, forellenreiche Enknach, welche den kleinen Fleck Erde noch lieblicher gestaltet. Viele, viele Andächtige und Wallfahrer suchten dort die Kapelle auf, um der Mutter Gottes ihr Anliegen zu offenbaren, klagten ihr Leid, stärkten sich im Gebet und wanderten erleichtert wieder von dannen. Wie viele dort schon Hilfe gesucht und gefunden haben, beweisen unzählige Dankestafeln innen und außen an der Kapelle. Auch alle möglichen Unglücksfälle sind zum Teil heute noch auf Holztafeln mit Ölfarbe in herzzerreißender Weise verewigt.
Als Knabe schaute ich sehr gerne die verschiedenen bemalten Tafeln an; so weiß ich noch, dass beinahe jede dritte die Hölle darstellte, wo etliche Sünder ewig gebraten werden. Das eiferte mich zum Beten an, um nicht auch in der Ewigkeit der Hölle zu verfallen. Auf den übrigen Tafeln waren meistens Tiere gemalt, deren Aufschrift zu verstehen gab, dass der Spender für deren Gesundheit bitte. Auch viele Unglückstafeln waren vorhanden. So kann ich mich eines Bildes entsinnen, wie ein wildgewordener Ochse einen Bauer aufspießt.
Darunter Stand folgender Vers:
Durch einen Ochsenstoßkam ich in des Himmels Schoß.Musst ich auch gleich erblassenUnd Weib und Kind verlassen,so ging ich doch zur ewigen RuhDurch dich, du Rindvieh du!Außerdem waren verschiedene in rotem oder weißem Wachs geformte Tiere da, menschliche Füße und Arme wurden zum Dank für die gewährte Hilfe geopfert. Am schweren Eisengitter der Kapelle hingen wieder von der kunstreichen Hand eines Wagners oder Tischlermeisters geschnitzte, mit Ölfarbe bestrichene Lungen, Leber und blutende Herzen. Kurzum alle möglichen inneren Leiden fand man in Holz geformt und natürlich auch geheilt, sonst hätte der Spender die Sinnbilder gewiss nicht geopfert.
In einer Ecke waren wieder von Lahmen abgelegte Krücken zu sehen. An der Außenwand der Kapelle lehnten schwere Holzkreuze, die von Buße tuenden Wallfahrern mühsam herbeigeschleppt worden waren. Auch war die Kapelle ein großer Anziehungspunkt für Augenkranke, die ihr Augenlicht beim „Augenbründl", das außen an der rechten Seitenwand hervorsprudelte, durch Waschen mit dem geweihten Wasser stärkten.
In früheren Jahren muss aber wegen des Augenbrunnens ein anderer Plan bestanden haben, das beweist die kleine Marmormuschel, welche rechts vom Eingang in die Kapelle in die Wand gemauert ist. Diese Muschel war wahrscheinlich für den Augenbrunnen bestimmt. Doch dürfte das fünf Schritte oberhalb der Kapelle fließende Bächlein ohne Pumpwerk nicht so viel Druck gehabt haben, so dass es notwendig wurde das Augenbründl an der bereits geschilderten Stelle anzubringen, wo es, begünstigt durch das herabfallende Terrain, mittelst einer Röhre, die unterhalb der Kapelle zum Bächlein führte, ohne weitere Schwierigkeiten mit Wasser versehen werden konnte. Ich kann mich noch lebhaft erinnern, dass mir meine Mutter, so oft wir den Ort besuchten, meine und auch ihre Augen bei dem Wunderbrunnen wusch.
Alte Votive und Weihtafeln des Kirchleins können im Heimatmuseum Braunau besichtigt werden. (Kirchliche Sammlung)
Quellenverweise:
• Braunauer Heimatkalender aus dem Jahr 1922
• Fotografien (Manfred und Tamara Rachbauer)
]]>In der Herzogsburg Braunau soll ein Fürst in voller Rüstung eingemauert sein, der heute noch zuzeiten als Gespenst umgeht. Darüber erzählte einer, der den gespenstigen Ritter selbst gesehen hat, folgende Geschichte:
In meinen früheren Jahren war ich Nachtwächter, und was ich jetzt erzähle, trug sich so zwischen 1840-1845 zu. Bei meinen nächtlichen Kontrollgängen führte mich der Weg auch in die Altstadt und so kam es denn auch, dass ich fast täglich um eine gewisse Zeit die Gasse, die sich von der Kirche bis zum Benefiziatenhaus (neben dem Heimathaus) hinzieht, passierte.
Eines Nachts in der Neujahrswoche, es war ungefähr halb 12 Uhr, hörte ich im Schattenfroh-Brauhause (Herzogsburg) ein Geräusch, als wenn sich Türen öffnen und wieder schließen würden. Ich war damals ein junger, kräftiger und unerschrockener Mann, der selbst den Teufel nicht gefürchtet hätte, und so nahm ich mir vor, das Tor zu öffnen, und meine Bemühung war schnell von Erfolg. Ich postierte mich gerade so, dass ich den ganzen unteren Raum übersehen konnte, und mir gegenüber war ein Fenster, durch das die Mondsichel genügend Licht spendete, dass ich mich nötigenfalls zurechtfinden konnte.
Ich war vielleicht eine Viertelstunde auf meinem Posten, als sich plötzlich eine in den Boden eingelassene Tür öffnete und daraus mehrere Ritter von übermenschlicher Größe hervortraten. Obwohl ich mich mit dem festen Vorsatze, nichts zu fürchten, mich auf die Lauer begeben hatte, war ich dennoch so erschrocken, dass ich wie gelähmt war. Erst nach geraumer Zeit entfernte ich mich und ich war auf dieses Erlebnis fast krank.
Eine von diesen Gestalten war ungemein groß und übertraf mich, obwohl ich zu den größeren Männern der Stadt zählte, sicher um zwei Köpfe. Diese Gestalt war, ohne das sie das Tor öffnete, auf die Strasse hinausgetreten und ich hatte bemerkt, dass sie auf der Brust wie auf dem Rücken ein großes, weißes Kreuz trug. Sie ging aber nur so weit, als die Fenster des Hauses reichten, dann entschwand sie spurlos meinen Augen. Dieser Vorgang wiederholte sich mehrmals und so entschloss ich mich, obwohl ich erwartete, dass man mich spotten und auslachen werde, von der Sache zu erzählen.
Wie ich voraussetzte, so geschah es. Man spottete mich einen furchtsamen Hasen und nannte mich einen Prahlhans. Ein Braubursche war einer der ärgsten unter denen, die sich über mich lustig machten. Ich lud ihn daher ein, wenn er meinen Worten keinen Glauben schenke, so solle er sich selbst überzeugen. Auf das hin erklärte er sich fest entschlossen, einige Nächte in den Räumlichkeiten zuzubringen, und ließ sich zu diesem Zwecke ein Bett hineintragen. Schon waren zwei Nächte vorüber, ohne dass er in seiner nächtlichen Ruhe gestört worden war, da erwachte er in der dritten Nacht. Um Mitternacht - es schlug gerade 12 Uhr – öffnete sich plötzlich am Fußboden eine Tür und daraus traten, genau wie bei mir, Ritter in Harnisch und mit Sporen versehen und diese Gestalten gingen Tür ein, Tür aus. Es entstand ein Lärm, als wenn der Teufel los wäre. Der Lärm dauerte eine Weile und mit dem Schlummer - erzählte der Braubursche – war es natürlich bei mir vorbei. Ich war im Bett in Schweiß gebadet und konnte weder sprechen noch mich rühren. Der Braubursche, der dies erzählt hatte, wurde von einer schweren Krankheit befallen und das Gelächter, das man über mich früher ergehen ließ, verwandelte sich bei allen in Furcht."
(Braunauer Heimatkunde, 1. Heft)
Quellenverweise:
• Braunauer Heimatkunde Heft 1
• Fotografien (Manfred und Tamara Rachbauer)
]]>Beschäftigen wir uns zunächst aber etwas näher mit der tragischen Geschichte des Nürnberger Buchhändlers Johann Philipp Palm. In der Nacht vom 21. zum 22. August 1806 wurde Johann Philipp Palm nach einer Hausdurchsuchung in seiner Wohnung wegen angeblicher Verbreitung von Schmähschriften gegen Napoleon verhaftet. Nach einem kurzen Verhör wurde er nach Braunau gebracht und im Festungskerker eingesperrt.
Am Morgen des 26. August 1806 wurden Johann Philipp Palm und Fünf Mitangeklagte von einem französischen Kriegsgericht für schuldig befunden und zum Tode verurteilt. Alle Versuche um Begnadigung oder wenigstens einen Aufschub der Urteilsvollstreckung zu erreichen, blieben erfolglos.
Gegen 2 Uhr nachmittags schrieb er an seine Frau und seine Kinder folgenden Brief:
Herzensschatz! Herzlich geliebte Kinder!Von Menschen, aber nicht von Gott verlassen, urteilte das Militärgericht über mich, nachdem ich 2 Verhöre bestanden und gefragt wurde, ob ich mich damit befasste, politische Schriften zu verbreiten. Ich antwortete was ich wusste, dass derartige Werke höchstens nur durch Spedition zufälligerweise könnten zugesandt worden sein, aber nicht mit meinem Willen und Wissen. Auf dieses verurteilte man mich ohne Verteidiger zu Tode. Ich bat mir einen dazu aus, aber erfolglos, indessen werde ich ihn vor Gott sehen.Ich danke Dir meine vielgeliebte Frau tausendmal, tröste Dich mit Gott und vergiss mich nicht; auf dieser Welt habe ich nun nichts mehr zu sagen, aber dort umso mehr! Ein Lebewohl Dir und Deinen Kindern, Gott segne Euch alle. Empfehle mich dem Gedächtnis meines guten Schwagers und der Schwägerin und allen Freunden, denen ich für ihre erwiesene Güte und Liebe danke, nochmals Lebewohl, dort sehen wir uns wieder!Dein herzlicher Gatte und Vater Deiner Kinder, Johann Philipp PalmBraunau im Gefängnis, den 26. August 1806, eine halbe Stunde vor meinem EndeKurz danach wurde Johann Philipp Palm vor den Mauern der Festung Braunau hingerichtet. Die weiteren Fünf Mitangeklagten sind später begnadigt worden. Noch am Tage der Hinrichtung äußerten angesehene Bürger Braunaus den Wunsch, ein Monument für Palm zu errichten. Erst nach 60 Jahren, am 26. August 1866, kam es dann zur feierlichen Enthüllung des Palmdenkmals
Heute zeigt sich der Palmpark vor allem im Frühjahr und Sommer von seiner schönsten Seite. Zahlreiche Blumenbeete, die gerade in diesen Monaten ihre volle Pracht entfalten, sind wahrlich eine Wohltat für das Auge eines jeden Besuchers.
Quellenverweise:
• Das Original - Festprogramm ist aus der Sammlung von Walter Obersberger
• Fotografien (Manfred und Tamara Rachbauer)
]]>In der Heiligenlegende fanden die sogenannten „Heiligen" Bründl ihren Platz, die ob ihres wundertätigen Wassers bei der Bevölkerung bis in die heutige Zeit hohes Ansehen genießen.
Von der Klostermühle bei Ranshofen, ungefähr 150 Meter bachaufwärts mündet eine kräftige Quelle, die wegen ihrer gurgelnden Töne im Volksmund der „schreiate Brunn" heißt. Von dieser Quelle sagt man, dass jeder, der daraus trinkt, einen Kropf kriegt. In der Nähe dieser Quelle hat sich einer alten Überlieferung nach Folgendes zugetragen:
Der alte Pollhammer von Blankenbach oberhalb Ranshofen fuhr eines Tages früher als sonst ins Feld. Er stand schon um 3 Uhr früh auf und machte sich auf den Weg. Als er aber in der Nähe des schreienden Brunnens von Ranshofen kam, stiegen die Pferde und wollten nicht mehr weiter. Da sah der Bauer vom waldigen Abhang eine dunkle Gestalt herabkommen. Da packte ihn die Furcht und er fuhr eiligst nach Hause, wo er, in Schweiß gebadet, anlangte und seinen Leuten von der unheimlichen Begegnung erzählte.
In der Ortschaft Buch (Gemeinde Kirchberg) entspringt ein Quellbach, Humpelbach genannt, über den ein altes Urbarium aus dem Jahre 1581 Folgendes berichtet:
„Wilbold zu Puech besitzt das Buchfeld, bestehend aus vier Ländl, ferner eine große Wiese, darin der „Humplbach". Der Humplbach fügt den Baugründen großen Schaden zu, weil er unvorhergesehen in der Wiese entspringt und sich haushoch aufstaut. Gewöhnlich dann, wenn eine Teuerung anfallen will und später wiederum im Grund versinkt, so als ob nie ein Tropfen da gewesen wäre. (freie Übersetzung aus dem Altdeutschen)
Wo sich jetzt das Huckingermoos ausdehnt, stand einst ein Schloss. Der Burgherr Veit war ob seiner Strenge weithin gefürchtet. Er überragte bei weitem alle seine Zeitgenossen, Neun Fuß soll er an Länge gemessen haben. Allein sein Anblick versetzte alle in Furcht und Schrecken und seine übermenschlichen Kräfte waren weit und breit bekannt. Bei einem Turnier zeigte Ritter Veit zu welchen Taten er fähig war. Außerhalb der Burg stand eine sehr alte, tief verwurzelte Eiche. Veit packte sie, riss sie mitsamt den Wurzeln aus der Erde und setzte sie an einer anderen Stelle wieder ein.
Da geschah es eines Tages, dass er in den Krieg ziehen musste. Beim Abschied übergab er seine Frau der Obhut seines Dieners. So streng und eifersüchtig der Ritter war, so fromm und gottesfürchtig war sein Weib. Häufig ging sie in die Schlosskapelle, um dort zu beten.
Eines Tages als sie wieder im Gebet versunken war, schlich sich jener Diener, dem ihre Obhut anvertraut war, in die Kapelle ein und nahte ihr mit ungebührlichem Verlangen. Entrüstet wies die Schlossherrin den ungetreuen Diener zurück, der ihr nun seine Rache androhte. Er eilte seinem Herren nach und erzählte ihm, dass es ihm nicht länger möglich sei, im Schlosse zu bleiben, da die Frau ihm fortwährend nachstelle. Daraufhin ließ ihr der Ritter einen Brief zukommen, mit der Ankündigung, er werde zurückkehren, und sie zur Rechenschaft ziehen. Die Frau, ihres Mannes Jähzorn wohl kennend, eilte nun in die Kapelle und betete zu Gott, ihr Mann möge sie nicht mehr daheim antreffen. Auf das hin versank das Schloss gerade als der Ritter herannahte.
Bis heute sucht er das Schloss, überall herumirrend, und oft wurde er zur Nachtzeit längs der Strasse, die vom Saliter gegen Tarsdorf führt, gesehen, bald als Licht oder als Reiter auf einem Schimmel. Aber auch seine Frau kann nicht ruhen und geht am Huckingersee um. Als guter Geist für die Wanderer, damit sie sich nicht verirren und im See verunglücken, weil dort noch eine andere verwunschene Frau ihr Unwesen treibt, welche alle Hundert Jahre einen schuldlosen Jüngling ins kalte Nass zieht.
(An der Stelle, an der das Schloss gestanden sein soll, grub vor mehreren Jahren ein Bauer beim Torfstechen eine Brücke aus.)
Quellenverweise:
• Das Innviertel in seinen Sagen – Josef Kramer
• Fotos - Manfred und Tamara Rachbauer
]]>Vom Rathaus ausgehend überqueren wir die Straße und wandern durch ein Schwibbogen-Gässchen Richtung Kirchturm. Jede Stadt hat seine besonderen Merkmale, die sich in das Gedächtnis seiner Bewohnerinnen und Bewohner einprägen. Das Stadtbild von Braunau wäre undenkbar ohne seinen weithin sichtbaren Kirchturm mit der Kuppel als Abschluss. An der nördlichen Außenmauer der Kirche ist der Grabstein des Stadthauptmannes zu Braunau eingelassen. Er besteht aus rotem Marmor und zeigt uns Hans Staininger lebensgroß in der damals üblichen spanischen Tracht, das Schwert umgürtet und den Kommandostab des Stadthauptmanns in der Hand. Über Hans Stainingers Ableben gibt es manch sonderbare Erzählungen. In einer heißt es, er hätte sich im Rathaus gerade mit verschiedenen Urkunden beschäftigt, als ein Kurier nach Braunau kam und den Tod des Kaisers verkündete. Hierüber wäre er entsetzt aufgesprungen, hätte aber vergessen seinen Bart hochzuheben, worauf er über diesen stolperte und dabei tödlich verunglückte. Wäre Hans Staininger nun wirklich auf so tragische Art und Weise ums Leben gekommen, wäre dies sicher auf seinem Grabstein erwähnt worden. Dort steht aber unter anderem folgendes geschrieben: „Der in Gott entschlafen ist den 28. September 1567". Somit dürfte es sich bei diesen Erzählungen wohl eher um Volkssagen handeln.
Von der Pfarrkirche weg erreicht man nach kurzer Zeit das Haus Altstadt Nummer 10. Wir stehen vor dem Bezirksmuseum Braunau und können bei dieser Gelegenheit im zweiten Stock die beiden rund zwei Meter langen Bartsträhnen des Braunauer Stadthauptmannes Staininger besichtigen. In der Nebenvitrine erinnern Dokumente und Bilder an das Schicksal des Nürnberger Buchhändlers Johann Philipp Palm, auf dessen Spuren wir nun unsere Wanderung fortsetzen.
Vom Bezirksmuseum sind es nur wenige Schritte bis zum Heimathaus in der Johann-Fischer-Gasse Nummer 18. Im Erdgeschoss befindet sich die älteste und im gesamten deutschen Sprachraum einzige im Original erhaltene Glockengießerwerkstatt. Bereits anno 1385 wurde Braunau am Inn die „Glockengießerrechtsame" erteilt und bis zum Jahre 1892 wurden dort auch noch Glocken gegossen.
Am Heimathaus vorbei wandern wir weiter und biegen nach kurzer Zeit links in die Poststallgasse ein. Eine Tafel am Haus Nummer 6 in der Poststallgasse erinnert daran, dass hier der Nürnberger Buchhändler Johann Philipp Palm die letzten Tage seines Lebens verbrachte. Am 23 August 1806 brachten französische Gendarmen Palm in die Stadt am Inn. Zwei Tage später trat im Saale des Gasthauses Weinfink (heute Hotel Post) ein französisches Kriegsgericht zusammen. Man warf dem Buchhändler die Verbreitung einer franzosenfeindlichen Flugschrift vor und verurteilte ihn zum Tode durch Erschießen. Am 26 August 1806 wurde Johann Philipp Palm vor den Mauern der Festung Braunau hingerichtet. Weiter durch die enge, von Schwibbögen überspannte Poststallgasse gehen wir denselben Weg, den schon Palm zu seiner Gerichtsverhandlung nehmen musste und betreten kurze Zeit später den unteren Stadtplatz.
Hier halten wir uns links und kommen zum Haus Stadtplatz Nummer 1. Das so genannte Weikelhaus, in dem heute das Bezirksgericht untergebracht ist, war früher der Wohnsitz des Kommandanten der Festung Braunau. Kommandant Karl Lothar Weikel wurde im Jahr 1726 in den Reichsfreiherrenstand erhoben und führte forthin den Titel Karl Lothar Weikel von Wackerstein. Sein Grabmal ist in einer Seitenkapelle der Stadtpfarrkirche zu sehen und die Wappen der Familie wurden auf die freien Felder der Torumrahmung oberhalb des Einganges übertragen.
Wir überqueren die Straße beim Fußgängerübergang in Richtung Finanzamt und halten uns rechts bis wir vor dem Eingang der Stögerpassage Stadtplatz Nummer 50 stehen. Über die Stögerpassage erreicht man das Radterminal Braunau und von dort gehen wir durch den Fußgängerdurchgang des im Jahre 1985 restaurierten, ehemaligen kurfürstlichen Magazinstadels bis zur Kreuzung Linzerstraße.
Gegenüberliegend im Eingangsbereich der Palmstrasse vor dem Kulturhaus Gugg der Stadt Braunau werfen wir einen Blick stadtauswärts in die Linzerstraße und sehen auf dem prächtigen Steilgiebel eines der Häuser ein Pferd aus Eisen. Dieses metallene Denkmal erinnert an die Schrecken des österreichischen Erbfolgekrieges. Damals wurden durch Kanonenbeschuss mehrere Häuser zerstört, zahlreiche Menschen schwer verletzt und nicht wenige getötet. Schon nach kurzer Zeit waren die Lebensmittel fast vollständig aufgebraucht. Die Hungersnot soll so groß gewesen sein, dass man selbst Pferdefleisch essen musste. Als das allerletzte Pferd geschlachtet worden war, kam es endlich zum Waffenstillstand und die Tore der Festung öffneten sich. Als Andenken an diese schreckliche Begebenheit wurde auf dem Giebel des Hauses, in dem das letzte Pferd geschlachtet worden war, ein eisernes Ross angebracht. Nach dem Zweiten Weltkrieg, im Jahr 1945, erlangte das Eiserne Ross noch einmal traurige Berühmtheit. Die ersten einziehenden amerikanischen Soldaten benutzten das Denkmal als Zielscheibe. Die Einschusslöcher sind noch heute zu sehen.
Am Kulturhaus Gugg vorbei gehen wir nun aufmerksamen Blickes die Palmstraße entlang und nach einem kleinen Stück des Weges fällt uns ein hoher Steilgiebel auf, von dessen Spitze der „Bayerische Löwe" herabschaut. Wir stehen vor dem liebevoll restaurierten Haus der Bäckerei Nöbauer in der Palmstraße Nummer 10. Dieses imposante Gebäude, das in alten Zeiten den Hausnamen „Rabenhaus" trug, war anno 1765 Sitz des damaligen Mautners zu Braunau, Hofkammersekretär und Pfleggerichtsschreiber zu Julbach, Johann Gottlieb Kättenpeckh. Obwohl das Innviertel im Jahre 1779 an Österreich abgetreten wurde, ließ sich Kättenpeckh nicht beirren, und „amtierte" weiterhin in Braunau am Inn. Erst die Androhung einer sofortigen Dienstentlassung veranlasste ihn dazu Ende Juni 1781 nach Simbach in Bayern zu übersiedeln.
Schräg gegenüber der Bäckerei Nöbauer lädt uns der Palmpark zu einer kurzen Rast ein. Zentraler Punkt des Parks ist das vom Münchner Bildhauer Konrad Knoll angefertigte Palmdenkmal. Noch am Tage der Hinrichtung Johann Philipp Palms am 26 August 1806 wurde von angesehenen Bürgern Braunaus der Wunsch geäußert, ein Monument für ihn zu errichten. Erst 60 Jahre später wurde die bronzene Statue von einem Komitee der Braunauer Bürgerschaft am 26. September 1866 feierlich enthüllt. Heute zeigt sich der Palmpark vor allem im Frühjahr und Sommer von seiner schönsten Seite. Zahlreiche Blumenbeete entfalten gerade in diesen Monaten ihre volle Pracht.
Das Bürgerspital zum Heiligen Geist, das wir auf der Palmstraße weitergehend erreichen, ist eines der wenigen noch stilrein erhaltenen, gotischen Spitalsanlagen des Landes. Im Parterre befindet sich ein mit rotem Marmor gepflasterter Vorraum, der von einem sehenswerten Netzgewölbe überdacht wird. Seit dem Jahre 1965 ist die Stadtbücherei Braunau in einem der vorbildlich restaurierten Räume des Erdgeschosses untergebracht.
Weiter geht es über die steinerne „Stadtbrücke", um dort rechts in die Färbergasse einzubiegen. Das im Jahr 2004 vollständig renovierte Gebäude, Färbergasse Nummer 13, birgt eine in Mitteleuropa seltene archäologische Besonderheit. Im Kellerbereich befindet sich eine gut erhaltene historische Badestube aus der frühen Neuzeit. Diese steht seit dem 8. November 2004 von Dienstag bis Samstag in der Zeit von 10 Uhr bis 17 Uhr für einen Rundgang bereit.
Der Färbergasse weiter folgend erreicht man nach wenigen Schritten die Salzburger Vorstadt und wechselt dort mit nötiger Vorsicht auf die andere Straßenseite. Wir sehen an der gegenüberliegenden Hausfront, Salzburger Vorstadt Nummer 1, ein vom akademischen Maler Franz Karl Lukas, angefertigtes Bildnis, welches die Verhaftung und Erschießung des Nürnberger Buchhändlers Johann Philipp Palm zeigt.
Links von unserem derzeitigen Standort aus erblicken wir eines der markantesten Wahrzeichen der Stadt Braunau, den Stadttorturm. Von den einstmals fünf Tortürmen der ehemaligen Stadtbefestigung ist der Stadttorturm der einzige, der in Braunau erhalten geblieben ist. Die Sgrafitto-Ziffernblattbilder für die Turmuhr sind ein Meisterwerk des akademischen Malers Martin Stachl. Die Uhrzeiger wurden vom Kunstschlosser Wolfgang Auer nach alten Motiven aus dem Heimathaus angefertigt. Auch das über dem Torbogen zur 700-Jahrfeier wieder eingeführte Gründungswappen Braunaus aus dem Jahre 1260 wurde vom akademischen Maler Martin Stachl in farbigem Sgrafitto angebracht.
Bevor wir nun zum Ausgangspunkt der Stadtwanderung zurückkehren, wenden wir uns nach rechts und erreichen nach wenigen Metern das Haus Salzburger Vorstadt 12. Wir betreten den Durchgang und gelangen zur Schwibbögen überspannten Hans Staininger Gasse. Hier ist die in einer Mauernische am Eckhaus vor uns angebrachte Hans Stainigner Figur nicht zu übersehen.
Begeben wir uns nun zurück zum Stadttorturm und von dort durch den „Finkbogen", so wird der Fußgängerdurchgang neben dem Stadttor genannt, wieder zum Rathaus, wo unsere Wanderung begonnen hat.
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Einen positiven Einfluss auf den Obstbau in unserem Lande übte Karl der Große, einer der bedeutendsten Herrscher des Mittelalters, um 800 nach Christi durch seine Vorschriften über die Gartenkultur aus. In den Gärten der königlichen Höfe sollten Pflaumen, Mispeln, Birnen, Pfirsiche, Quitten, Feigen, Nüsse, Kirschen, Äpfel und andere Obstsorten gezogen werden. Vorschriften über den Betrieb des Obstbaues wurden erlassen und ihre Durchführung strengstens überwacht. Da sich auch in Ranshofen, Minning, Mattighofen und Ostermiething königliche Höfe befanden, führten diese Maßnahmen zu einer Blütezeit des Obstbaues im Innviertel.
Mit Ende des Mittelalters hatte fast jeder Bauernhof einen Baumgarten und die herzoglichen Güterverzeichnisse führten genau an, wie viele nutzbare Bäume zu einem Gut gehörten. Welche Bestimmungen für Obstbäume an der Grenze von zwei Besitzungen oder Wegen galten, regelte das so genannte Ehaft (rechtliches Herkommen). Einer dieser Strafbestimmungen aus dem Braunauer Ehaft lautete:
„Ein jeder, der einen fruchtbaren Apfel-, Birn- oder einen anderen Baum zum Verkaufen oder entfremdender Weise umhaut, soll von jedem Stamm ein Florentiner Gulden Zur Strafe verfallen."Im 18. Jahrhundert wurde die Entwicklung des Obstbaues einerseits durch die zahlreichen Kriege und andererseits durch die außerordentlich strengen Winter der Jahre 1939/40 und 1788/89 empfindlich gestört. Erst mit Ende des 18. Jahrhunderts erfolgte ein neuerlicher Aufschwung des Obstbaues in Oberösterreich. Im Innviertel wurde diese Entwicklung hauptsächlich durch den Apotheker Dr. Georg Liegel gefördert.
Dr. Georg Liegel, der die Braunauer Apotheke am 1. August 1803 übernommen hatte, begann sofort mit dem Aufbau einer Baumschule. Dabei hatte in den Anfangsjahren mit sehr vielen Problemen zu kämpfen. Als sich im Jahr 1805 Teile der österreichischen, russischen und französischen Armee in Braunau einquartierten, wurde sein frisch gestaltetes Werk fast vollständig zerstört. Nach Abzug der Truppen legte Liegel auf dem Areal der zerstörten Festungswerke im Jahr 1808 neue Baumgärten an. Als aber 1809 neuerliche Truppendurchzüge stattfanden und 1810 zur feierlichen Übergabe der kaiserlichen Prinzessin Marie Luise an Kaiser Napoleon 20.000 Soldaten in Braunau zusammengezogen wurden, da war nach deren Abzug in den Gärten Liegels auch nicht eine Spur von den Bäumchen mehr übrig.
Liegels Begeisterung für die Obstbaukunde (Pomologie) war dennoch ungebrochen. So begann er neuerlich damit einige Baumschulen aufzubauen. Seine Gärten hatten aber nicht nur den Zweck die Obstkultur zu verbreiten, sondern dienten weit mehr noch seinen Studien über die Obstsorten. Die Literatur über Obstbaukunde, die wir ihm verdanken, ist sehr zahlreich. Im Jahr 1822 erschien sein erstes pomologisches Werk „Anweisung, mit welchen Sorten verschiedene Obstbaumanlagen besetzt werden sollen." und in den nächsten Jahren bis 1860 folgten viele weitere bedeutende Schriften, wodurch er sich in die Reihe der bedeutendsten Pomologen weltweit emporgearbeitet hat.
Im Jahr 1858 verkaufte er wegen Kränklichkeit seine Gärten an seinen langjährigen Gärtner August Keindl, der seinerseits als Obstzüchter bei zahlreichen Ausstellungen gleichfalls viele Preise erhalten hat.
Quellenverweise:
• Theodor Berger „Über die Entwicklung des Obstbaues im Innivertel" In: Innviertler Heimatkalender 1911
• Alte Ansichtskarten aus der Sammlung von Walter Obersberger
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