Bei einem verheerenden Hochwasser wurde eine Christusstatue angeschwemmt, die bei der heilsamen Quelle liegen blieb. Nach diesem „Wunder" ließ der damalige Müller an dieser Stelle eine Kapelle errichten. Nach einigen Recherchen sind wir auf einen Reisebericht aus dem Jahre 1922 gestoßen, den wir Ihnen hier in gekürzter Form präsentieren wollen:
Nächst Braunau am Inn liegt der kleine aber liebliche Ort Tal, im Volksmund Herrgotttal genannt. Die ganze Ortschaft besteht eigentlich nur aus Mühlen, so ist dort eine Getreide-, Papier- und Lohmühle. Eine kleine von schönen Linden umgebene Kapelle ziert den Eingang der Ortschaft. Nicht ohne Grund heißt es das Herrgotttal, denn es scheint als ob wirklich unser Herrgott besonders auf dieses Tal sein Vaterauge gerichtet hätte. Rings um ziehen sich saftige, blumenreiche Wiesen und schöne Getreidefelder hin. Wenigstens 20 kleine Quellen entspringen dem üppigen Boden der Talmulde und mitten durch den Ort fließt die breite, schöne, forellenreiche Enknach, welche den kleinen Fleck Erde noch lieblicher gestaltet. Viele, viele Andächtige und Wallfahrer suchten dort die Kapelle auf, um der Mutter Gottes ihr Anliegen zu offenbaren, klagten ihr Leid, stärkten sich im Gebet und wanderten erleichtert wieder von dannen. Wie viele dort schon Hilfe gesucht und gefunden haben, beweisen unzählige Dankestafeln innen und außen an der Kapelle. Auch alle möglichen Unglücksfälle sind zum Teil heute noch auf Holztafeln mit Ölfarbe in herzzerreißender Weise verewigt.
Als Knabe schaute ich sehr gerne die verschiedenen bemalten Tafeln an; so weiß ich noch, dass beinahe jede dritte die Hölle darstellte, wo etliche Sünder ewig gebraten werden. Das eiferte mich zum Beten an, um nicht auch in der Ewigkeit der Hölle zu verfallen. Auf den übrigen Tafeln waren meistens Tiere gemalt, deren Aufschrift zu verstehen gab, dass der Spender für deren Gesundheit bitte. Auch viele Unglückstafeln waren vorhanden. So kann ich mich eines Bildes entsinnen, wie ein wildgewordener Ochse einen Bauer aufspießt.
Darunter Stand folgender Vers:
Durch einen Ochsenstoßkam ich in des Himmels Schoß.Musst ich auch gleich erblassenUnd Weib und Kind verlassen,so ging ich doch zur ewigen RuhDurch dich, du Rindvieh du!Außerdem waren verschiedene in rotem oder weißem Wachs geformte Tiere da, menschliche Füße und Arme wurden zum Dank für die gewährte Hilfe geopfert. Am schweren Eisengitter der Kapelle hingen wieder von der kunstreichen Hand eines Wagners oder Tischlermeisters geschnitzte, mit Ölfarbe bestrichene Lungen, Leber und blutende Herzen. Kurzum alle möglichen inneren Leiden fand man in Holz geformt und natürlich auch geheilt, sonst hätte der Spender die Sinnbilder gewiss nicht geopfert.
In einer Ecke waren wieder von Lahmen abgelegte Krücken zu sehen. An der Außenwand der Kapelle lehnten schwere Holzkreuze, die von Buße tuenden Wallfahrern mühsam herbeigeschleppt worden waren. Auch war die Kapelle ein großer Anziehungspunkt für Augenkranke, die ihr Augenlicht beim „Augenbründl", das außen an der rechten Seitenwand hervorsprudelte, durch Waschen mit dem geweihten Wasser stärkten.
In früheren Jahren muss aber wegen des Augenbrunnens ein anderer Plan bestanden haben, das beweist die kleine Marmormuschel, welche rechts vom Eingang in die Kapelle in die Wand gemauert ist. Diese Muschel war wahrscheinlich für den Augenbrunnen bestimmt. Doch dürfte das fünf Schritte oberhalb der Kapelle fließende Bächlein ohne Pumpwerk nicht so viel Druck gehabt haben, so dass es notwendig wurde das Augenbründl an der bereits geschilderten Stelle anzubringen, wo es, begünstigt durch das herabfallende Terrain, mittelst einer Röhre, die unterhalb der Kapelle zum Bächlein führte, ohne weitere Schwierigkeiten mit Wasser versehen werden konnte. Ich kann mich noch lebhaft erinnern, dass mir meine Mutter, so oft wir den Ort besuchten, meine und auch ihre Augen bei dem Wunderbrunnen wusch.
Alte Votive und Weihtafeln des Kirchleins können im Heimatmuseum Braunau besichtigt werden. (Kirchliche Sammlung)
Quellenverweise:
• Braunauer Heimatkalender aus dem Jahr 1922
• Fotografien (Manfred und Tamara Rachbauer)
]]>In der Herzogsburg Braunau soll ein Fürst in voller Rüstung eingemauert sein, der heute noch zuzeiten als Gespenst umgeht. Darüber erzählte einer, der den gespenstigen Ritter selbst gesehen hat, folgende Geschichte:
In meinen früheren Jahren war ich Nachtwächter, und was ich jetzt erzähle, trug sich so zwischen 1840-1845 zu. Bei meinen nächtlichen Kontrollgängen führte mich der Weg auch in die Altstadt und so kam es denn auch, dass ich fast täglich um eine gewisse Zeit die Gasse, die sich von der Kirche bis zum Benefiziatenhaus (neben dem Heimathaus) hinzieht, passierte.
Eines Nachts in der Neujahrswoche, es war ungefähr halb 12 Uhr, hörte ich im Schattenfroh-Brauhause (Herzogsburg) ein Geräusch, als wenn sich Türen öffnen und wieder schließen würden. Ich war damals ein junger, kräftiger und unerschrockener Mann, der selbst den Teufel nicht gefürchtet hätte, und so nahm ich mir vor, das Tor zu öffnen, und meine Bemühung war schnell von Erfolg. Ich postierte mich gerade so, dass ich den ganzen unteren Raum übersehen konnte, und mir gegenüber war ein Fenster, durch das die Mondsichel genügend Licht spendete, dass ich mich nötigenfalls zurechtfinden konnte.
Ich war vielleicht eine Viertelstunde auf meinem Posten, als sich plötzlich eine in den Boden eingelassene Tür öffnete und daraus mehrere Ritter von übermenschlicher Größe hervortraten. Obwohl ich mich mit dem festen Vorsatze, nichts zu fürchten, mich auf die Lauer begeben hatte, war ich dennoch so erschrocken, dass ich wie gelähmt war. Erst nach geraumer Zeit entfernte ich mich und ich war auf dieses Erlebnis fast krank.
Eine von diesen Gestalten war ungemein groß und übertraf mich, obwohl ich zu den größeren Männern der Stadt zählte, sicher um zwei Köpfe. Diese Gestalt war, ohne das sie das Tor öffnete, auf die Strasse hinausgetreten und ich hatte bemerkt, dass sie auf der Brust wie auf dem Rücken ein großes, weißes Kreuz trug. Sie ging aber nur so weit, als die Fenster des Hauses reichten, dann entschwand sie spurlos meinen Augen. Dieser Vorgang wiederholte sich mehrmals und so entschloss ich mich, obwohl ich erwartete, dass man mich spotten und auslachen werde, von der Sache zu erzählen.
Wie ich voraussetzte, so geschah es. Man spottete mich einen furchtsamen Hasen und nannte mich einen Prahlhans. Ein Braubursche war einer der ärgsten unter denen, die sich über mich lustig machten. Ich lud ihn daher ein, wenn er meinen Worten keinen Glauben schenke, so solle er sich selbst überzeugen. Auf das hin erklärte er sich fest entschlossen, einige Nächte in den Räumlichkeiten zuzubringen, und ließ sich zu diesem Zwecke ein Bett hineintragen. Schon waren zwei Nächte vorüber, ohne dass er in seiner nächtlichen Ruhe gestört worden war, da erwachte er in der dritten Nacht. Um Mitternacht - es schlug gerade 12 Uhr – öffnete sich plötzlich am Fußboden eine Tür und daraus traten, genau wie bei mir, Ritter in Harnisch und mit Sporen versehen und diese Gestalten gingen Tür ein, Tür aus. Es entstand ein Lärm, als wenn der Teufel los wäre. Der Lärm dauerte eine Weile und mit dem Schlummer - erzählte der Braubursche – war es natürlich bei mir vorbei. Ich war im Bett in Schweiß gebadet und konnte weder sprechen noch mich rühren. Der Braubursche, der dies erzählt hatte, wurde von einer schweren Krankheit befallen und das Gelächter, das man über mich früher ergehen ließ, verwandelte sich bei allen in Furcht."
(Braunauer Heimatkunde, 1. Heft)
Quellenverweise:
• Braunauer Heimatkunde Heft 1
• Fotografien (Manfred und Tamara Rachbauer)
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