Bayerisch-Oberösterreichische Landesausstellung 2012

Verbündet - Verfeindet - Verschwägert

Die Kapelle im Herrgotttal

Die Kapelle im HergotttalAm St. Josef Krankenhaus Braunau vorbei in Richtung städtisches Augut kommt man nach kurzer Zeit zu einer schmalen Straße, die talwärts führt. Im oberen Bereich der Abfahrt steht auf der linken Seite eine kleine Kapelle, die den Namen „Herrgott im Tal" trägt. Über die Entstehung der Kapelle gibt es nach einer alten Überlieferung Folgendes zu berichten:

Bei einem verheerenden Hochwasser wurde eine Christusstatue angeschwemmt, die bei der heilsamen Quelle liegen blieb. Nach diesem „Wunder" ließ der damalige Müller an dieser Stelle eine Kapelle errichten. Nach einigen Recherchen sind wir auf einen Reisebericht aus dem Jahre 1922 gestoßen, den wir Ihnen hier in gekürzter Form präsentieren wollen:

Im Herrgotttal

Nächst Braunau am Inn liegt der kleine aber liebliche Ort Tal, im Volksmund Herrgotttal genannt. Die ganze Ortschaft besteht eigentlich nur aus Mühlen, so ist dort eine Getreide-, Papier- und Lohmühle. Eine kleine von schönen Linden umgebene Kapelle ziert den Eingang der Ortschaft. Nicht ohne Grund heißt es das Herrgotttal, denn es scheint als ob wirklich unser Herrgott besonders auf dieses Tal sein Vaterauge gerichtet hätte. Rings um ziehen sich saftige, blumenreiche Wiesen und schöne Getreidefelder hin. Wenigstens 20 kleine Quellen entspringen dem üppigen Boden der Talmulde und mitten durch den Ort fließt die breite, schöne, forellenreiche Enknach, welche den kleinen Fleck Erde noch lieblicher gestaltet. Viele, viele Andächtige und Wallfahrer suchten dort die Kapelle auf, um der Mutter Gottes ihr Anliegen zu offenbaren, klagten ihr Leid, stärkten sich im Gebet und wanderten erleichtert wieder von dannen. Wie viele dort schon Hilfe gesucht und gefunden haben, beweisen unzählige Dankestafeln innen und außen an der Kapelle. Auch alle möglichen Unglücksfälle sind zum Teil heute noch auf Holztafeln mit Ölfarbe in herzzerreißender Weise verewigt.

Als Knabe schaute ich sehr gerne die verschiedenen bemalten Tafeln an; so weiß ich noch, dass beinahe jede dritte die Hölle darstellte, wo etliche Sünder ewig gebraten werden. Das eiferte mich zum Beten an, um nicht auch in der Ewigkeit der Hölle zu verfallen. Auf den übrigen Tafeln waren meistens Tiere gemalt, deren Aufschrift zu verstehen gab, dass der Spender für deren Gesundheit bitte. Auch viele Unglückstafeln waren vorhanden. So kann ich mich eines Bildes entsinnen, wie ein wildgewordener Ochse einen Bauer aufspießt.

Darunter Stand folgender Vers:

Durch einen Ochsenstoß
kam ich in des Himmels Schoß.
Musst ich auch gleich erblassen
Und Weib und Kind verlassen,
so ging ich doch zur ewigen Ruh
Durch dich, du Rindvieh du!

Außerdem waren verschiedene in rotem oder weißem Wachs geformte Tiere da, menschliche Füße und Arme wurden zum Dank für die gewährte Hilfe geopfert. Am schweren Eisengitter der Kapelle hingen wieder von der kunstreichen Hand eines Wagners oder Tischlermeisters geschnitzte, mit Ölfarbe bestrichene Lungen, Leber und blutende Herzen. Kurzum alle möglichen inneren Leiden fand man in Holz geformt und natürlich auch geheilt, sonst hätte der Spender die Sinnbilder gewiss nicht geopfert.

In einer Ecke waren wieder von Lahmen abgelegte Krücken zu sehen. An der Außenwand der Kapelle lehnten schwere Holzkreuze, die von Buße tuenden Wallfahrern mühsam herbeigeschleppt worden waren. Auch war die Kapelle ein großer Anziehungspunkt für Augenkranke, die ihr Augenlicht beim „Augenbründl", das außen an der rechten Seitenwand hervorsprudelte, durch Waschen mit dem geweihten Wasser stärkten.

In früheren Jahren muss aber wegen des Augenbrunnens ein anderer Plan bestanden haben, das beweist die kleine Marmormuschel, welche rechts vom Eingang in die Kapelle in die Wand gemauert ist. Diese Muschel war wahrscheinlich für den Augenbrunnen bestimmt. Doch dürfte das fünf Schritte oberhalb der Kapelle fließende Bächlein ohne Pumpwerk nicht so viel Druck gehabt haben, so dass es notwendig wurde das Augenbründl an der bereits geschilderten Stelle anzubringen, wo es, begünstigt durch das herabfallende Terrain, mittelst einer Röhre, die unterhalb der Kapelle zum Bächlein führte, ohne weitere Schwierigkeiten mit Wasser versehen werden konnte. Ich kann mich noch lebhaft erinnern, dass mir meine Mutter, so oft wir den Ort besuchten, meine und auch ihre Augen bei dem Wunderbrunnen wusch.

Alte Votive und Weihtafeln des Kirchleins können im Heimatmuseum Braunau besichtigt werden. (Kirchliche Sammlung)

 

Diese Geschichte wurde von den beiden Heimatforschern Tamara und Manfred Rachbauer zur Verfügung gestellt. Ihr Buch "Braunau - Geschichte(n) auf Schritt und Tritt" ist in allen Buchhandlungen und auf Amazon erhältlich.

 


Quellenverweise:

• Braunauer Heimatkalender aus dem Jahr 1922

• Fotografien (Manfred und Tamara Rachbauer)

Die Herzogsburg in Braunau am Inn

Das Haus Altstadt 10, besser bekannt als Herzogsburg, wurde im Jahre 1976 als neues Museum der Stadt Braunau eröffnet. Einer alten Volkssage nach soll sich in diesem historischen Gebäude folgende Geschichte zugetragen haben:

Der gespenstige Ritter in der Herzogsburg zu Braunau

In der Herzogsburg Braunau soll ein Fürst in voller Rüstung eingemauert sein, der heute noch zuzeiten als Gespenst umgeht. Darüber erzählte einer, der den gespenstigen Ritter selbst gesehen hat, folgende Geschichte:

Die Herzogsburg in BraunauIn meinen früheren Jahren war ich Nachtwächter, und was ich jetzt erzähle, trug sich so zwischen 1840-1845 zu. Bei meinen nächtlichen Kontrollgängen führte mich der Weg auch in die Altstadt und so kam es denn auch, dass ich fast täglich um eine gewisse Zeit die Gasse, die sich von der Kirche bis zum Benefiziatenhaus (neben dem Heimathaus) hinzieht, passierte.

Eines Nachts in der Neujahrswoche, es war ungefähr halb 12 Uhr, hörte ich im Schattenfroh-Brauhause (Herzogsburg) ein Geräusch, als wenn sich Türen öffnen und wieder schließen würden. Ich war damals ein junger, kräftiger und unerschrockener Mann, der selbst den Teufel nicht gefürchtet hätte, und so nahm ich mir vor, das Tor zu öffnen, und meine Bemühung war schnell von Erfolg. Ich postierte mich gerade so, dass ich den ganzen unteren Raum übersehen konnte, und mir gegenüber war ein Fenster, durch das die Mondsichel genügend Licht spendete, dass ich mich nötigenfalls zurechtfinden konnte.

Ich war vielleicht eine Viertelstunde auf meinem Posten, als sich plötzlich eine in den Boden eingelassene Tür öffnete und daraus mehrere Ritter von übermenschlicher Größe hervortraten. Obwohl ich mich mit dem festen Vorsatze, nichts zu fürchten, mich auf die Lauer begeben hatte, war ich dennoch so erschrocken, dass ich wie gelähmt war. Erst nach geraumer Zeit entfernte ich mich und ich war auf dieses Erlebnis fast krank.

Eine von diesen Gestalten war ungemein groß und übertraf mich, obwohl ich zu den größeren Männern der Stadt zählte, sicher um zwei Köpfe. Diese Gestalt war, ohne das sie das Tor öffnete, auf die Strasse hinausgetreten und ich hatte bemerkt, dass sie auf der Brust wie auf dem Rücken ein großes, weißes Kreuz trug. Sie ging aber nur so weit, als die Fenster des Hauses reichten, dann entschwand sie spurlos meinen Augen. Dieser Vorgang wiederholte sich mehrmals und so entschloss ich mich, obwohl ich erwartete, dass man mich spotten und auslachen werde, von der Sache zu erzählen.

Wie ich voraussetzte, so geschah es. Man spottete mich einen furchtsamen Hasen und nannte mich einen Prahlhans. Ein Braubursche war einer der ärgsten unter denen, die sich über mich lustig machten. Ich lud ihn daher ein, wenn er meinen Worten keinen Glauben schenke, so solle er sich selbst überzeugen. Auf das hin erklärte er sich fest entschlossen, einige Nächte in den Räumlichkeiten zuzubringen, und ließ sich zu diesem Zwecke ein Bett hineintragen. Schon waren zwei Nächte vorüber, ohne dass er in seiner nächtlichen Ruhe gestört worden war, da erwachte er in der dritten Nacht. Um Mitternacht - es schlug gerade 12 Uhr – öffnete sich plötzlich am Fußboden eine Tür und daraus traten, genau wie bei mir, Ritter in Harnisch und mit Sporen versehen und diese Gestalten gingen Tür ein, Tür aus. Es entstand ein Lärm, als wenn der Teufel los wäre. Der Lärm dauerte eine Weile und mit dem Schlummer - erzählte der Braubursche – war es natürlich bei mir vorbei. Ich war im Bett in Schweiß gebadet und konnte weder sprechen noch mich rühren. Der Braubursche, der dies erzählt hatte, wurde von einer schweren Krankheit befallen und das Gelächter, das man über mich früher ergehen ließ, verwandelte sich bei allen in Furcht."

(Braunauer Heimatkunde, 1. Heft)


 

Diese Geschichte wurde von den beiden Heimatforschern Tamara und Manfred Rachbauer zur Verfügung gestellt. Ihr Buch "Braunau - Geschichte(n) auf Schritt und Tritt" ist in allen Buchhandlungen und auf Amazon erhältlich.

Quellenverweise:

• Braunauer Heimatkunde Heft 1

• Fotografien (Manfred und Tamara Rachbauer)

Der Palmpark

Die Palmstatue im Palmpark BraunauVom oberen Stadtplatz ausgehend erreicht man über den Rathausdurchgang, vorbei am Standesamt, den Eingang zum Palmpark. Zentraler Punkt des Parks ist das vom Münchner Bildhauer Konrad Knoll angefertigte Palmdenkmal. Die bronzene Statue wurde vom Komitee zur Gründung des Palmdenkmals am 26. September 1866 feierlich enthüllt.

Beschäftigen wir uns zunächst aber etwas näher mit der tragischen Geschichte des Nürnberger Buchhändlers Johann Philipp Palm. In der Nacht vom 21. zum 22. August 1806 wurde Johann Philipp Palm nach einer Hausdurchsuchung in seiner Wohnung wegen angeblicher Verbreitung von Schmähschriften gegen Napoleon verhaftet. Nach einem kurzen Verhör wurde er nach Braunau gebracht und im Festungskerker eingesperrt.

Am Morgen des 26. August 1806 wurden Johann Philipp Palm und Fünf Mitangeklagte von einem französischen Kriegsgericht für schuldig befunden und zum Tode verurteilt. Alle Versuche um Begnadigung oder wenigstens einen Aufschub der Urteilsvollstreckung zu erreichen, blieben erfolglos.

Gegen 2 Uhr nachmittags schrieb er an seine Frau und seine Kinder folgenden Brief:

Herzensschatz! Herzlich geliebte Kinder!
Von Menschen, aber nicht von Gott verlassen, urteilte das Militärgericht über mich, nachdem ich 2 Verhöre bestanden und gefragt wurde, ob ich mich damit befasste, politische Schriften zu verbreiten. Ich antwortete was ich wusste, dass derartige Werke höchstens nur durch Spedition zufälligerweise könnten zugesandt worden sein, aber nicht mit meinem Willen und Wissen. Auf dieses verurteilte man mich ohne Verteidiger zu Tode. Ich bat mir einen dazu aus, aber erfolglos, indessen werde ich ihn vor Gott sehen.
Ich danke Dir meine vielgeliebte Frau tausendmal, tröste Dich mit Gott und vergiss mich nicht; auf dieser Welt habe ich nun nichts mehr zu sagen, aber dort umso mehr! Ein Lebewohl Dir und Deinen Kindern, Gott segne Euch alle. Empfehle mich dem Gedächtnis meines guten Schwagers und der Schwägerin und allen Freunden, denen ich für ihre erwiesene Güte und Liebe danke, nochmals Lebewohl, dort sehen wir uns wieder!
Dein herzlicher Gatte und Vater Deiner Kinder, Johann Philipp Palm
Braunau im Gefängnis, den 26. August 1806, eine halbe Stunde vor meinem Ende

Kurz danach wurde Johann Philipp Palm vor den Mauern der Festung Braunau hingerichtet. Die weiteren Fünf Mitangeklagten sind später begnadigt worden. Noch am Tage der Hinrichtung äußerten angesehene Bürger Braunaus den Wunsch, ein Monument für Palm zu errichten. Erst nach 60 Jahren, am 26. August 1866, kam es dann zur feierlichen Enthüllung des Palmdenkmals

Originaltext zur Feier der Enthüllung des Palmdenkmals

Festschrift zur Eröffnung des Palmparks in BraunauAm 26.September d. J. um 9 Uhr vormittags versammeln sich das Comitè für Gründung des Palmdenkmals, die Gemeinde Repräsentanz der Stadt Braunau, die Mitglieder der Familie Palm, der das Denkmal geschaffene Künstler Herr Knoll, die anwesenden Honoratioren und Gäste im Rathaussaal, tragen ihren Namen ins Gedenkbuch ein, und nehmen die eigens geprägte Denkmünze entgegen. Nachdem die Schenkungsurkunde vom Comitè und der Gemeinderepräsentanz in zwei Parien gefertigt, begibt sich um 10 Uhr die Versammlung im geordneten Zuge auf den decorirten Festplatz, wo sich bereits die Sänger und Musiker auf einer eigenen Tribüne aufgestellt haben. Bei Ansichtigwerden des Festzuges leitet das Musikchor die Feier durch Vortrag einer Hymne ein. Hierauf hält der Vorstandstellvertreter Herr Ludwig Kaser die Festrede, bei deren Schluß die Hülle fällt. Hierauf Vortrag des Festchores. Nach dessen Beendigung verliest und übergibt der Vorstandstellvertreter die Schenkungsurkunde an den Bürgermeister der Stadt Braunau, der in kurzer Rede den Dank ausspricht. Hiemit ist die Enthüllungsfeier beendet.Mittags 1 Uhr vereinigen sich sämtliche Gäste in Herrn Georg Meindls Gartensalon zu einem gemeinsamen Festmale (Couvert 1 Thlr.) wo selbst sich nachmittags 4 Uhr auch die Sänger versammeln, und nebst der Thürmermusik Vorträge halten. Die Mahlstätte und das Grabmahl Palms werden entsprechend dekorirt.

Heute zeigt sich der Palmpark vor allem im Frühjahr und Sommer von seiner schönsten Seite. Zahlreiche Blumenbeete, die gerade in diesen Monaten ihre volle Pracht entfalten, sind wahrlich eine Wohltat für das Auge eines jeden Besuchers.

 

Diese Geschichte wurde von den beiden Heimatforschern Tamara und Manfred Rachbauer zur Verfügung gestellt. Ihr Buch "Braunau - Geschichte(n) auf Schritt und Tritt" ist in allen Buchhandlungen und auf Amazon erhältlich.

 


Quellenverweise:

• Das Original - Festprogramm ist aus der Sammlung von Walter Obersberger

• Fotografien (Manfred und Tamara Rachbauer)

Sagenhafte Quellen und Seen

Eine Quelle im Bezirk BraunauDer Bezirk Braunau ist sehr reich an sagenhaften Quellen und Brunnen. Dazu gehören die sogenannten „schreienden" Brunnen, die ihren Namen von dem gurgelnden Geräusch des hervorquellenden Wassers haben. Weiters die Kropfbründl, deren Wasser angeblich Kröpfe erzeugen sollen und schließlich gibt es noch die Hungerbrunnen, die nur in jenen Jahren fließen, an denen eine Hungersnot bevorsteht. All diese Quellen und Brunnen stehen häufig mit unheimlichen Geschichten in Verbindung.

In der Heiligenlegende fanden die sogenannten „Heiligen" Bründl ihren Platz, die ob ihres wundertätigen Wassers bei der Bevölkerung bis in die heutige Zeit hohes Ansehen genießen.

Der „Schreiende Brunnen"

Von der Klostermühle bei Ranshofen, ungefähr 150 Meter bachaufwärts mündet eine kräftige Quelle, die wegen ihrer gurgelnden Töne im Volksmund der „schreiate Brunn" heißt. Von dieser Quelle sagt man, dass jeder, der daraus trinkt, einen Kropf kriegt. In der Nähe dieser Quelle hat sich einer alten Überlieferung nach Folgendes zugetragen:

Der alte Pollhammer von Blankenbach oberhalb Ranshofen fuhr eines Tages früher als sonst ins Feld. Er stand schon um 3 Uhr früh auf und machte sich auf den Weg. Als er aber in der Nähe des schreienden Brunnens von Ranshofen kam, stiegen die Pferde und wollten nicht mehr weiter. Da sah der Bauer vom waldigen Abhang eine dunkle Gestalt herabkommen. Da packte ihn die Furcht und er fuhr eiligst nach Hause, wo er, in Schweiß gebadet, anlangte und seinen Leuten von der unheimlichen Begegnung erzählte.

Die „Hungerquelle" zu Buch

In der Ortschaft Buch (Gemeinde Kirchberg) entspringt ein Quellbach, Humpelbach genannt, über den ein altes Urbarium aus dem Jahre 1581 Folgendes berichtet:

„Wilbold zu Puech besitzt das Buchfeld, bestehend aus vier Ländl, ferner eine große Wiese, darin der „Humplbach". Der Humplbach fügt den Baugründen großen Schaden zu, weil er unvorhergesehen in der Wiese entspringt und sich haushoch aufstaut. Gewöhnlich dann, wenn eine Teuerung anfallen will und später wiederum im Grund versinkt, so als ob nie ein Tropfen da gewesen wäre. (freie Übersetzung aus dem Altdeutschen)

Das Huckingersee Weibchen

Der Huckingersee im Bezirk BraunauWo sich jetzt das Huckingermoos ausdehnt, stand einst ein Schloss. Der Burgherr Veit war ob seiner Strenge weithin gefürchtet. Er überragte bei weitem alle seine Zeitgenossen, Neun Fuß soll er an Länge gemessen haben. Allein sein Anblick versetzte alle in Furcht und Schrecken und seine übermenschlichen Kräfte waren weit und breit bekannt. Bei einem Turnier zeigte Ritter Veit zu welchen Taten er fähig war. Außerhalb der Burg stand eine sehr alte, tief verwurzelte Eiche. Veit packte sie, riss sie mitsamt den Wurzeln aus der Erde und setzte sie an einer anderen Stelle wieder ein.

Da geschah es eines Tages, dass er in den Krieg ziehen musste. Beim Abschied übergab er seine Frau der Obhut seines Dieners. So streng und eifersüchtig der Ritter war, so fromm und gottesfürchtig war sein Weib. Häufig ging sie in die Schlosskapelle, um dort zu beten.

Eines Tages als sie wieder im Gebet versunken war, schlich sich jener Diener, dem ihre Obhut anvertraut war, in die Kapelle ein und nahte ihr mit ungebührlichem Verlangen. Entrüstet wies die Schlossherrin den ungetreuen Diener zurück, der ihr nun seine Rache androhte. Er eilte seinem Herren nach und erzählte ihm, dass es ihm nicht länger möglich sei, im Schlosse zu bleiben, da die Frau ihm fortwährend nachstelle. Daraufhin ließ ihr der Ritter einen Brief zukommen, mit der Ankündigung, er werde zurückkehren, und sie zur Rechenschaft ziehen. Die Frau, ihres Mannes Jähzorn wohl kennend, eilte nun in die Kapelle und betete zu Gott, ihr Mann möge sie nicht mehr daheim antreffen. Auf das hin versank das Schloss gerade als der Ritter herannahte.

Bis heute sucht er das Schloss, überall herumirrend, und oft wurde er zur Nachtzeit längs der Strasse, die vom Saliter gegen Tarsdorf führt, gesehen, bald als Licht oder als Reiter auf einem Schimmel. Aber auch seine Frau kann nicht ruhen und geht am Huckingersee um. Als guter Geist für die Wanderer, damit sie sich nicht verirren und im See verunglücken, weil dort noch eine andere verwunschene Frau ihr Unwesen treibt, welche alle Hundert Jahre einen schuldlosen Jüngling ins kalte Nass zieht.

(An der Stelle, an der das Schloss gestanden sein soll, grub vor mehreren Jahren ein Bauer beim Torfstechen eine Brücke aus.)

 

Diese Geschichte wurde von den beiden Heimatforschern Tamara und Manfred Rachbauer zur Verfügung gestellt. Ihr Buch "Braunau - Geschichte(n) auf Schritt und Tritt" ist in allen Buchhandlungen und auf Amazon erhältlich.

 


Quellenverweise:

• Das Innviertel in seinen Sagen – Josef Kramer

• Fotos - Manfred und Tamara Rachbauer

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